Am Ende der Sehnsucht

Immer wieder kommt in uns die Sehnsucht hoch. Wir sehnen uns nach etwas, von dem wir nur eine vage Ahnung haben was es ist, möchten uns frei und lebendig fühlen. Wir suchen es in fremden Ländern, fremden Betten, fremden Menschen. Nur um irgendwann festzustellen, dass dieses Gefühl unstillbar ist. Was bleibt ist Resignation und Enttäuschung. 

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Wir täuschen uns nämlich, wenn wir denken, dass diese gefühlte Lücke in unserem Herzen, die wir als Sehnsucht interpretieren, von außen geschlossen werden kann. Wie eine Wunde kann sie zwar zugedeckt, genäht und verbunden werden. Die Heilung geht aber von Innen aus. Sehnsucht verdeckt einen Grundmangel. So wie hinter Schmerzen eine ernsthafte Erkrankung liegen kann, so ist auch die Sehnsucht ein Symptom, das auf eine Dysfunktion in unserem Leben hinweist. Etwas läuft gerade nicht so, wie wir es tief in unserem Herzen gerne hätten. Doch wenn wir uns nur um die Befriedigung der Sehnsucht kümmern, verhindert das, dass wir erkennen, worum es uns wirklich geht.

Egal ob wir versuchen die Sehnsucht zu stillen, indem wir immer mehr Essen in  uns hineinstopfen, oder indem wir sexuelle Abenteuer sammeln, uns den Kick in adrenalinfördernden Extremsportarten holen oder versuchen, uns auf exotischen Reisen oder bestimmte Rituale selbst zu finden. Am Ende finden wir die Erfüllung unserer Sehnsucht nur, wenn wir uns eingestehen, was sie auslöst und uns dann darum kümmern, diesen Grundmangel zu beheben. Da geht es dann um Themen wie zu geringem Selbstwert, fehlendes Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, die Angst vorm Leben und den Anforderungen der Anderen an einen, zu hohe eigene Anforderungen, das Gefühl des Alleinseins, das Gefühl nicht liebenswert zu sein, die Angst vorm Sterben,… elementare Themen, die jeden Menschen mehr oder weniger stark berühren und antreiben.

Wie kommt man nun aus dieser Sehnsuchtsfalle raus? Zuerst einmal geht es um das Erkennen des Grundmangels. Dann ist es wichtig, dass wir diesen Mangel anerkennen. Auch wenn wir erwachsen sind und erfolgreich, kann es trotzdem sein, dass wir tief in uns das Gefühl haben, nicht gut genug zu sein und gerne in den Arm genommen und getröstet werden möchten. Wenn Sie das möchten, nein, das sogar brauchen, dann tun Sie es selbst! Nehmen Sie sich in den Arm, wie ein kleines Kind, dem Sie Trost spenden möchten. Geben Sie als Erwachsener sich selbst all das, was Sie gerade brauchen. Damit Ihnen das leichter gelingt, stellen Sie sich vor, Sie sind gleichzeitig noch ein kleines Kind, das in Ihnen steckt und diesen Grundmangel äußert. Was braucht Ihr Kind, was brauchen Sie, damit es Ihnen besser geht und die Sehnsucht schwindet? Manchmal ist das nicht leicht selbst zu erkennen, da kann Sie dabei ein(e) BeraterIn unterstützen. In den meisten Fällen wissen Sie aber bereits die Lösung, und es bleibt nur die Frage nach der Umsetzung. Bevor Sie also Ihr Seelenheil in der Ferne oder bei Anderen suchen, wenden Sie Ihre liebevolle Aufmerksamkeit nach Innen und vertrauen Sie auf Ihre innere Stimme. In Kombination mit Ihrem Verstand und Ihrer Lebenserfahrung ist sie ein kostbarer Schatz.