Loslassen

Wer eine neue Küche will, muss erst die alte rausreißen. Da stimmen Sie mir wahrscheinlich zu. In den restlichen Bereichen unseres Lebens scheinen wir diese Weisheit jedoch oft zu vergessen. Wir klammern uns an das, was wir hatten, und sind traurig darüber, nicht zu bekommen, was wir uns wünschen. Dabei sagte schon Konfuzius: „Was du liebst, lass frei. Kommt es zurück, gehört es dir – für immer“.

Bildquelle: pixabay.com, Syaelendra

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Wie sollen wir unser Glück denn fassen können, wenn unsere Hände voll sind? Viele Menschen hängen am Ex-Partner und blockieren sich für neue Partnerschaften, obwohl sie sich diese wünschen. Oder sie halten an einer neuen Partnerschaft fest, obwohl die sich nicht weiter entwickelt. Oder sie weinen dem Job nach, den sie einmal hatten, anstatt sich auf die Suche nach einem neuen zu machen. Sie trauern um Verstorbene, während das Leben an ihnen vorbei zieht. All diese Menschen tragen aber die Sehnsucht nach Glück und Harmonie in sich und verzweifeln, weil sich ihre Wünsche nicht erfüllen. Denn viele Ratgeber, egal ob in Buchform oder getarnt als gutmeinende Freunde, suggerieren, dass man seine Wünsche einfach nur losschicken muss, und dann erfüllt sie das Universum. Wenn das nicht klappt, dann hat der Wünschende wohl etwas falsch gemacht, oder er ist noch nicht so weit. Zu allem Übel kommt auch noch das Gefühl des Versagens dazu.

Das Problem ist jedoch nicht das Wünschen. Es geht ums Loslassen. Wer Platz für Neues machen will, muss zuerst einmal aufräumen. Mit einem Besen kräftig durchfegen und den ganzen Müll der Vergangenheit loswerden. Dann wirbelt jede Menge Staub herum, der sich irgendwann setzt, und erst danach erkennt man, was noch da ist, und was da nun gut hereinpassen würde.

Das klingt jetzt leichter als es ist. Wie lässt man los?

  1. Zu allererst geht es darum zu akzeptieren was ist. Die Situation rein nach den Fakten zu betrachten, sie sich selbst nicht mehr schön zu reden oder zu verdrängen.
  2. Als nächstes auch die Gefühle in einem selbst wahrzunehmen, zu benennen, hineinzuhorchen in sich, was sich dahinter verbirgt. Hinter der Sehnsucht nach der verflossenen Liebe steckt oft die Angst vor der Einsamkeit, eine Verletzung des Egos, Wut über die Zurückweisung, eine Kränkung im Selbstwert. Das sind die Dinge, die ihre Wurzeln zumeist in der Kindheit haben, und an denen man arbeiten kann. An sich selbst, damit man stärker und unabhängiger von anderen Personen wird.
  3. Dann ist es Zeit, mit der Vergangenheit abzuschließen und sich mit ihr auszusöhnen. Jede Vergangenheit besteht aus guten und schlechten Momenten. Denken Sie an die guten und seien Sie dankbar dafür. Wenn Sie die Dankbarkeit warm in Ihnen spüren können, sind Sie auf einem guten Weg das Aussöhnung. Die schlechten Momente sind gut dass sie vorbei sind, also müssen Sie an die gar nicht mehr denken. Viele Menschen können sich nur durch Hass lösen, doch Hass ist so ein negatives Gefühl. Lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit lieber auf das Schöne.
  4. Sie werden wahrscheinlich Bedauern verspüren, dass Etwas nun zu Ende ist. Wenn Sie das spüren, lassen Sie es zu. Wie ein kleines Kind schreit dann oft eine Stimme in uns „Aber ich will…!“. Das ist ok. Wir werden in solchen Situationen wieder zum kleinen, bedürftigen Kind, doch gleichzeitig sind wir Erwachsene. Nehmen Sie sich selbst in den Arm und trösten Sie das Kind in sich. Was würden Sie einem kleinen Kind sagen, das seine Wünsche nicht erfüllt bekommt? „Ich versteh dich, sei nicht traurig dass das nicht geht, sieh nur dort drüben ist auch etwas Schönes…“?
  5. Lenken Sie Ihren Fokus auf das, was Sie sich in der Zukunft wünschen. Stellen Sie sich vor, Sie haben bekommen, was Sie wollten. Wie geht es Ihnen nun? Ist alles so wie erwartet? Wie sieht Ihr Leben nun aus? Was hat sich verändert? Brachte die Veränderung nur Vor- oder auch Nachteile? Was haben Sie getan, damit Ihr Wunsch sich erfüllt hat? Durch die Fokussierung auf Ihre Wünsche lenken Sie Ihre Gedanken in diese Richtung, und auf die Gedanken folgt die Aufmerksamkeit. Dadurch nehmen Sie Chancen eher wahr. Jetzt müssen Sie sie nur mehr ergreifen. Aber da Ihre Hände ja nun vom Ballast der Vergangenheit befreit sind, klappt das auch.

Der Prozess des Loslassens ist nicht leicht und nicht schmerzfrei. Aber da müssen Sie durch, denn es ist der einzige Weg zu innerem Frieden und neuem Lebensglück. Auch wenn es weh tut, sehen Sie es als die Geburtsstunde von etwas Neuem, Schönen!